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Meine Mission - Merken trainieren

Erste Schritte

Als ich 2006 anfing, zum ersten Mal fünf Kindern in einem Kurs an der Uni Magdeburg Gedächtnistraining beizubringen, war das für mich ein Studentenjob. Die Kinder meines ersten Kurses waren damals zwischen sechs und acht Jahre alt. Ich war aufgeregt und hatte mir intensiv Gedanken gemacht, wie ich meine kleinen Schüler*innen insgesamt drei Stunden abwechslungsreich beschäftigen könnte, sodass sie dabei noch etwas lernten. Ein paar Spiele, kleine Merkaufgaben, ausreichend Pausen und der erste Mini-Gedächtnispalast standen auf dem Programm. Alles klappte ganz gut, aber würden die Kinder auch wiederkommen?

Sie kamen wieder. Und es kamen im Laufe der Jahre noch viele dazu. Zwei der Kinder aus meinem ersten Kurs blieben mir sogar fast zehn Jahre lang treu. Gemeinsam übten wir Gedächtnistechniken ein, bereiteten uns auf Gedächtnismeisterschaften vor und traten im Fernsehen auf.

Gedächtnistraining als Wundermittel?

Meine Kurse, sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen, liefen und laufen heute noch immer unter der Bezeichnung „Gedächtnistraining‟. In meinen Seminaren habe ich dabei sehr oft den Eindruck gewonnen, dass die viele Teilnehmer*innen sich erhoffen, sich nach einem Gedächtnistraining Dinge einfach so besser merken zu können. So als würde man eine Tablette einwerfen und danach behält man alle Informationen viel besser.

Leider ist dies nicht so. Tatsächlich kann man durch Gedächtnistraining seine Merkfähigkeit steigern aber nur dann, wenn man bestimmte Werkzeuge bewusst einsetzt. Bei diesen Werkzeugen handelt es sich um Gedächtnistechniken. Auch ich merke mir zum Glück nicht einfach alles, was mir begegnet. Ich würde sogar sagen, dass sich mein natürliches Gedächtnis nicht verbessert hat. Vor allem im Alltag vergesse ich so banale Dinge wie: Wo habe ich den Schlüssel hingelegt? Oder wann war noch mal der Termin? Der entscheidende Unterschied liegt aber darin: Wenn ich die mir so vertrauten Gedächtnistechniken bewusst einsetze, kann ich fast jede Art von Lernstoff deutlich schneller und effizienter lernen als ich es mir je zu träumen gewagt hätte.

Gedächtnissport für besseren Lernerfolg?

Im Laufe der Zeit stand für mich persönlich immer mehr der Gedächtnissport im Vordergrund. Sehr oft begegnete mir in diesem Zusammenhang die Kritik, wozu es denn sinnvoll wäre, sich zufällige Wörter oder irgendwelche Zahlen zu merken. Ich frage dann, wo denn der Sinn darin bestünde durch den Park zu rennen oder in ein Fitnessstudio zu gehen und hundertmal die gleiche Bewegung zu machen?

Zum einen ist Gedächtnissport einfach eine andere Möglichkeit sich mit anderen zu messen. Manche Menschen springen über eine Stange, ich merke mir Zahlen. Ein Sport eben.

Zum anderen, und das war für mich eine elementare Erkenntnis, bedeutet ein theoretisches Wissen um Gedächtnistechniken noch lange nicht, dass man diese effizient einsetzen kann. Viele meiner Klienten möchten sofort anfangen, die Techniken für ihre Prüfung, ihren Job oder für die Schule einzusetzen. Dies ist aber ungefähr so, als würde ich einem Anfänger zum ersten Mal in seinem Leben einen Hammer in die Hand geben. Irgendwie geht der Nagel auch in die Wand, aber der ist sehr wahrscheinlich krumm und schief. Man muss schon relativ viele Nägel in eine Wand geschlagen haben, um darin Experte zu sein.

Gedächtnistechniken können jedem sofort helfen. Für eine effiziente Anwendung und langfristige Erfolge benötigt man aber Übung und Routinen. Wer in der Lage ist, sich innerhalb von 5 Minuten 40 zufällige Wörter in der richtigen Reihenfolge einzuprägen, ist auch in der Lage, Gedächtnistechniken selbstständig auf individuellen Lernstoff anzuwenden. Daher steht bei längerfristigen Projekten wie der Merkmallow-Academy auch der Gedächtnissport im Vordergrund.

Merkmallow-Academy

Während unserer Trainingseinheiten merken sich die Kinder zum Beispiel Namen, zufällige Wörter, Spielkarten, Geschichtsdaten oder fiktive Vokabellisten. Durch diese Art des regelmäßigen Trainings lernen sie den Umgang mit den verschiedenen Techniken kennen. Weiterhin ist die Art und Weise, wie jede*r Gedächtnistechniken anwendet, sehr individuell. Was persönlich gut funktioniert, muss herausgefunden und regelmäßig eingeübt werden. Wie in anderen Sportarten auch, geht es also darum, Abläufe zu trainieren, sich kontinuierlich zu verbessern und neue Techniken auszuprobieren.

Die Merkmallow-Academy ist daher vergleichbar mit einem Sportverein. Hier treffen sich Kinder einmal pro Woche, um miteinander zu trainieren. Wenn die einstudierten Systeme dann sitzen und die Routinen klar sind, wenden wir uns auch immer wieder echtem Schulstoff zu. Dennoch bleibt der Sport zentraler Bestandteil der Kurse.

Ein solches Konzept würde meiner Meinung nach auch flächendeckend für alle Schulen Sinn ergeben. Eine Unterrichtsstunde Gedächtnissport pro Woche in jeder Schule von der ersten Klasse an bis zum Abschluss und jedes Kind würde mit einem so umfangreichen Werkzeugkasten von Gedächtnistechniken die Schule abschließen, dass es diese intuitiv anwenden kann und somit viel besser, wie es derzeit an Schulen praktiziert wird, für die Zukunft gerüstet ist.

Das ist meine Mission und dafür habe ich die Merkmallow-Academy gegründet.